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Verlassenes Kloster in Böhmen
Um Gottes Willen? So vieles, das angeblich um des Schöpfers Willen geschieht, dient doch eher der Erfüllung ganz und gar irdisch-menschlicher Intentionen. So geht das schon seit Jahrhunderten. Gott, Allah, der Allmächtige oder wie auch immer man "ihn" bezeichnen mag, "er" musste und muss für so vieles herhalten, das weniger "ihm" entspricht, als konkret denen nützt, die ihn für ihre Zwecke als zwingenden Grund für ihr Handeln anführen. Da ist es dann die heilige Pflicht eines jeden guten Christen, Moslems, Hindu, Juden, Jesiden ..., sagen wir allgemein eines jeden <gläubigen>, zu tun, was ihm geheißen. Jede Religion gibt allerdings mehr oder weniger offen zu, dass die schriftlichen Ausführungsbestimmungen - für die einen die Bibel, für die anderen der Koran und wieder für andere der Talmud - von Menschen niedergeschrieben wurden. Entweder hat "er" es ihnen direkt in die Feder diktiert oder die Sekretäre der Glaubenslehre haben das, was sie schriftlich niedergelegt haben, selbst erlebt. Wenn die so vorliegenden Verhaltensregeln mal nicht so ganz zu dem gerade angestrebten Ziel passen wollen, dann wird interpretiert, adaptiert und präzisiert, bis es passt. Für einige Pharisäer müsste es daher wohl eher lauten: Am ersten Tag schuf der Mensch seinen Gott.
Um es Menschen zum Beispiel zu ermöglichen, absolut und idealtypisch nach der christlichen Glaubenslehre zu leben, entstand auch dieses einstige, inzwischen seit vielen Jahren verlassene Kloster. Die in ihm einst lebenden und arbeitenden "Schwestern" und "Brüder", stellten all ihr tun in "seinen" Dienst, so wie es ihnen die klerikalen Regeln vorschrieben.
Solange Mönche Bier brauen, Klosterfrauen Melissengeist brennen und sich beide um die wirklich Notleidenden und Bedürftigen kümmern, ist mir das alles hochwillkommen. Wenn allerdings Religionen die ihr angehörenden über alles und alle anderen erheben, sie alle, die nicht nach den aufgestellten Regeln leben und die geltenden "heiligen Pflichten" erfüllen, als "Ungläubige" bezeichnen und es bis dahin geht, dass die so ab- und ausgegrenzten ihr Recht auf Leben verwirken und es wiederum zu einer "heiligen Pflicht" wird, ihnen das selbe zu nehmen, dann hört der Spaß endgültig auf. Das besonders tragische und gleichzeitig perfide ist nur, dass es ein sehr wirksames Machtinstrument ist, einer Minderheit glauben zu machen, sie sei etwas besseres, auserwählt, erleuchtet. Das hat zuletzt in Deutschland geklappt, als man zu vielen weiß machen konnte, dass sie als "Arier" die besseren Menschen seien und als der "Herrenrasse" angehörend es ihre "rassische" Pflicht sei, alle anderen "Untermenschen" zu unterjochen und zu knechten.
Kriege und Mord - Elend und Not - unfassbares tausendfaches Leid hat das alles schon hervorgebracht und bringt es bis heute hervor. Völlig egal, welcher Religion diese unheilbringende Demagogie entspringt, ich kann und will nicht glauben, dass "er" gewollt haben kann, dass wir seinetwegen aufeinander losgehen und uns im schlimmsten Fall nach dem Leben trachten.
Die Geschichte ist voll von ganz menschlichen Beispielen, wie aus einer anfänglich guten Idee Teufelszeug wurde. Ob es Otto Hahn war, der die Kernspaltung entdeckt hat und das zuletzt auf der Suche nach der Atombombe, ob es Alfred Nobel war, der mit der Erfindung des Dynamits zuletzt im Sinn hatte, die Zerstörungskraft von Kriegswaffen zu steigern, oder ob es auch ein Wernher von Braun war, der eigentlich an der Raumfahrt forschen wollte und sich, von seinem Forscherdrang getrieben, letztlich in den Fängen der Nationalsozialisten verfing und dem Nazi-Wahnsinn mit seiner "V2" noch ein letztes Kapitel hinzufügte.
Wenn es sowas wie eine wahre große Sünde gibt, dann wohl uns Menschen die uns schon genetisch grundangelegene Achtung und Fürsorge für unsere Artgenossen und unsere aus Erziehung und Lebenserfahrung zudem erwachsene Humanität auszuhebeln durch scheinbar übergeordnete und ultimativ zwingende, also "göttliche" Notwendigkeit. Menschen also solange einreden, bis sie wirklich glauben, dass es Gottes Wille ist, andere Menschen auszugrenzen, in Armut, Elend und Not zu zwingen und sie sogar zu töten, da es eben sein muss. Das ist wohl mit das verwerflichste, das Menschen anderen Menschen antun können.
Ein abschließender Blick in die Grundregeln der verschiedenen Religionen lässt allerdings Raum für Hoffnung: Im Buddhismus heißt es sinngemäß "Füge deinem Nächsten nicht den Schmerz zu, der dich schmerzt." Für die Christen unter uns gilt: "Alles, was ihr wollt, dass euch die Menschen tun, das tut auch ihr ihnen ebenso." Die Hindus orientieren sich an: "Tue keinem anderen das Leid an, das bei dir selbst Leid verursacht hätte." So lautet es im Islam: "Keiner von euch ist ein Gläubiger, solange er nicht seinem Bruder wünscht, was er sich selber wünscht." Und im Judentum gilt das Prinzip: "Tue nicht anderen, was du nicht willst, dass sie dir tun." Man könnte fast glauben, dass "er" hinter allem steckt.</gläubigen>