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Verlassenes Jagdschloss

Kann töten Spaß machen? Diese martialische wie gleichzeitig philosophische Frage kann sich nur das Lebewesen auf diesem Planeten stellen, an das sie sich zugleich primär richtet – der Mensch.

Während Raubtiere in der freien Wildbahn täglich unzählige Male zur Nahrungsaufnahme töten und der Mensch aus zumindest ganz grundsätzlich ähnlichem Grund dies in von ihm errichteten Schlachthäusern tut (zu denen ich auch viel zu sagen hätte), wurden in der Vergangenheit und werden zum Teil noch heute verschiedenste Rituale zelebriert, die ebenfalls unausweichlich zum Tode des Geschöpfs führen, dem im jeweiligen Ritus unfreiwillig die Hauptrolle zugedacht ist. Diese mit Brauchtum und Tradition legitimierten Tötungsarten haben natürlich kaum etwas mit der notwendigen Befriedigung des Grundbedürfnisses, satt zu werden, zu tun. Dabei spreche ich hier gar nicht von den vielfach kritisierten und außerhalb von Spaniens Grenzen auch weitgehend geächteten Stierkämpfen oder den in spelunkigen Hinterhöfen abgehaltenen Hunde- oder Hahnenkämpfen. Angesichts unseres heutigen Fotomotivs geht es um den mutmaßlichen Spaß daran, Tiere zu jagen und aus sicherer Distanz zu erschießen. Diente doch dieses alte Jagdschloss, das heute unser Ziel ist, ausschließlich der feudalen Beherbergung der Protagonisten dieses Treibens.

Zu Zeiten, als Blaublütigkeit noch ein Garant für Macht und Wohlstand war, sind zum Beispiel groß angelegte Treibjagden ein gesellschaftliches Ereignis gewesen, das damals zu kritisieren keinem in den Sinn kam und/oder keiner zu kritisieren wagte. Natürlich gibt es auch heute noch Jäger. Deren vornehmliche Aufgabe ist es heute, die Population von Wildtieren in unseren Wäldern zu regulieren. Aber: kein Jäger wird ja nun zum Jagen gezwungen. Ohne Wertung (!) traue ich mich hier mal, bezogen auf den Jäger modernen Zuschnitts, die Frage zu formulieren, ob und wenn ja wie viel Spaß es ihm wohl bereitet, den Tieren im Wald nachzustellen, um sie schließlich zu erlegen. Bei all den vielen nachvollziehbaren und legitimen Gründen, die heutige Jäger für sich in Anspruch nehmen können und die ich ihnen überhaupt nicht streitig machen möchte, bleibt eines doch ein Faktum: wohl jeder Jäger, der durch unsere heimischen Wälder streift, könnte sich einer anderen Freizeitbeschäftigung zuwenden – er tut's aber nicht. Damit ist er beispielgebend dafür, was den Menschen vom Tier auch unterscheidet: Spaß am töten haben zu können. Jäger werden nun vielleicht protestierend einwenden, dass zum Jagen viel mehr gehört als dem über Kimme und Korn ins Visier genommenen Tier möglichst direkt in den Kopf zu schießen. Auch das will ich gerne einräumen. Aber ist es nicht gerade das "Vorspiel" aus Fährte aufnehmen, Aufspüren, Anpirschen und Anvisieren, das den "Spaß am Töten" in diesem Sinne definiert? Jedem, der sich mit dieser Frage beschäftigt, wird es einigermaßen schwer fallen, wertfrei hierüber nachzudenken. Ich finde, es ist ein bereicherndes Gedankenbild, das es eben gerade nicht einfach macht, die Jahrtausende alte Zunft der Jäger pauschal für ihr Tun zu verurteilen. Wenn man an dieser Stelle noch den eigentlich Betroffenen, das sein Leben verlierende Tier, zu Wort kommen lassen könnte, würde dies vielleicht einwenden: Nur weil ihr Menschen viel zu viele seid, laufen wir euch ja auch nicht hinterher und trachten euch nach dem Leben.

Aber so ist es nun mal mit uns Menschen, die wir unsere Häupter selbst gekrönt haben als Rex Genesis. Und ganz im Selbstverständnis gekrönter Häupter leben wir auf diesem Planeten unseren Herrschaftsanspruch aus und nehmen uns, was wir brauchen und auch das, was wir glauben zu brauchen.

Ja, ich für meinen Teil kann einem Jagd-Schloss nicht ohne das Bewusstsein begegnen, dass sich darin eine der vielen Merkwürdigkeiten dessen ausdrückt, was den Menschen ausmacht. Aber das soll uns vielleicht gerade nicht davon abhalten, dieses verlassene kleine Jagdschloss zu besuchen und zu fotografieren.

Gelegen in den einsamen Wäldern der Lausitz ist es nicht leicht zu finden. Schon fast am Ziel, zwingt uns auf den letzten Kilometern ein unbefestigter Waldweg ob seiner maroden Beschaffenheit zu immer langsamerer Fahrt. Aber die schauklige Kriechfahrt führt uns nach einer ganzen Weile direkt zu dem alten Gemäuer, dessen Fassade zu weiten Teilen schon komplett bedeckt ist mit dichten Rankpflanzen. Wir parken den Wagen vorsichtig auf den Resten der nur noch ansatzweise zu erkennenden Schloss-Vorfahrt. Stille. Nur Vogelgezwitscher und das leise Rauschen des Windes, der sich in den hohen und dicht stehenden Bäumen des Waldes verfängt, ist zu hören. Offensichtlich ist dieser Wald schon seit vielen Jahren seinem natürlichen Wuchs überlassen - keinerlei Spuren forstwirtschaftlicher Ordnung. Umso verwunschener wirkt das kleine Schloss. Nun der immer wieder spannende Moment: wird es uns möglich sein, einzutreten? Die alte schmiedeeiserne und von der Verwitterung rau gewordenen Türklinke lässt sich mit erstaunlich wenig Widerstand niederdrücken. Jetzt gilt's! Mit einem beherzten Ruck lässt sich die Tür öffnen. Dicke Spinnweben reißen beim Öffnen auseinander. Ein kühler Lufthauch angefüllt von einem modrig-moosigen Geruch schlägt uns entgegen. Kaum Licht. Nur ganz dünne Streiflichter aus den verbarrikadierten und zudem überwucherten Fenstern nehmen unsere Augen erst nach einer Weile mit deutlich vergrößerter Pupille wahr. Wir sehen uns mit Bedacht um. Für ein Schloss eher untypisch kleine Räume, die aber noch gut erkennen lassen, dass hier nicht auf den standesentsprechenden Zierrat verzichtet wurde, der uns auch sogleich die Kamera in Position bringen lässt. Feudalarchitektur mitten in der Wildnis. Wirklich Beeindruckend. Nachdem wir alle Räume in Ruhe nach schönen Perspektiven studiert und einige davon fotografiert haben, verlassen wir das an Grimms Dornröschen erinnernde Schloss wieder und machen uns zufrieden auf den Rückweg.

Auf der Heimfahrt kreisen die Gedanken nochmal um die Frage: Vergnügen versus Töten. Vielleicht hat man zu jener Zeit insofern so viele Jagd-Schlösser errichtet, um dem blutigen Treiben einen möglichst weitschweifenden ästhetischen Rahmen zu verleihen, der den Kern der Sache in den Hintergrund drängt. An einer festlich geschmückten Tafel in einem prunkvoll ausgestatteten Raum sodann schmackhaft zubereitet und ansehnlich serviert einen Teil des erlegten Tieres zu verspeisen, würde wohl auch heute den allermeisten von uns nicht schwer fallen. Direkt aus dem erlegten Tier allerdings ein Stück herausschneiden und reinzubeißen ist dagegen eher eine abstoßende Vorstellung. Das ist eben allzu menschlich.


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