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Verlassene Garnisionsstadt der roten Armee

Wir fahren in Richtung Bundeshauptstadt. Die große neu ausgebaute Zubringerautobahn verlassend fahren wir weiter in den ländlich-idyllischen Nordosten Berlins. Kaum Verkehr auf den engen, von alten Baumallen umrankten Landstraßen. Kleine Orte, in denen man kaum Menschen auf den Straßen sieht. Wir erreichen ein kleines Dorf. Nicht mal 100 Einwohner. Nichts außer ein paar Wohnhäusern und eine kleine Bahnstation. Die Fenster des verwitterten Bahnhofsgebäudes sind sichtlich schon seit Jahren mit Brettern verbarrikadiert. Der geschotterte Bahnsteig durchdrungen von Unkraut. Würden sich die Scheitel der Schienenstränge nicht blendend in der Sonne spiegeln, würde man zweifeln, ob hier überhaupt noch je ein Zug hält. An den Ort grenzt nur von einem schmalen Ackerstreifen getrennt ein großer dichter Laubwald. Wir laufen die kaum noch als solche zu erkennende Straße entlang direkt in Richtung Wald. Ein verrosteter Schlagbaum, der kein Hindernis darstellt, signalisiert uns, dass wir vor Jahren hier sehr unerwünscht und besser umgekehrt wären. Die zu einem Fußweg zugewachsene massive Betonpiste führt weiter durch eine sumpfähnliche Landschaft, die seit Jahren völlig unberührt scheint. Riesige Bäume sind von der dunklen spiegelglatten Wasserfläche umspült, die immer wieder unterbrochen wird von Gräsern und Farnen. Den Weg sind wir inzwischen so weit gelaufen, dass beide Weg-Enden scheinbar im Nichts enden. Doch nach einer ganzen Weile weiteren Fußmarschs sind wir an unserem Ziel angekommen. Vor uns liegt eine Stadt, die ihre Bewohner von ziemlich genau 20 Jahren verlassen haben. Nicht nach und nach, sondern alle auf einmal. Es waren ja auch keine "normalen" Bewohner. Es waren Soldaten. Rotarmisten. Mit der Wiedervereinigung zogen sie nach rund 40 Jahren ab. Sie hinterließen alles, was eine Stadt ausmacht. Neben Straßenzügen gesäumt von Wohnhäusern auch Kultursäle, Sportstädten, Kinos, Kindergärten, Schulen und verschiedene Versorgungseinrichtungen. Aus einer geheimen, völlig abgeschirmten Stadt mitten im Wald, die kein DDR-Bürger je betreten durfte, wurde quasi über Nacht eine Geisterstadt. Ihre Bewohner waren damals wohl größtenteils auch nicht freiwillig hier. Viele waren Wehrpflichtige und per Marschbefehl Abkommandierte. So fanden sie sich wieder in einem fernen fremden Land, von dem sie über all die Jahre kaum bis nichts mitbekommen sollten. Kontakte zur Bevölkerung nicht nur unerwünscht, sondern bei strenger Strafe verboten. Derart abgeschirmt von der Außenwelt und dem zivilen Leben, ging es hier auch alles andere als zivilisiert zu. Neben der über allem stehenden, allgegenwärtigen ideologischen Doktrin, gab es eine harte und gnadenlose Hackordnung, in der die am besten davonkamen, deren Sache leise Töne und Harmoniebedürftigkeit nicht waren. Derart zartbesaitet Gemüter hatten nicht nur nichts zu lachen, sondern sie wurden meist präferiert für Spießrutenläufe aller Art und schikanöser Ausprägung. Manch derartiger Umgang unter den Soldaten stand zwar im Widerspruch zu den geltenden Regeln, aber es wurde von den Offizieren all zu oft und gerne weggesehen. Es schaute ja kein anderer hin. So konnten sich unter anderem auch ethnische Konfliktpotentiale unter den, aus den unterschiedlichsten Regionen des damaligen Riesenreichs stammenden Soldaten relativ frei entladen. Wie viele arme Teufel daran psychisch zerbrochen und dem sogar physisch erlegen sind bis hin zum schlimmsten, wird sich nie mehr herausfinden lassen. Ihre Schicksale nimmt diese Geisterstadt mit sich in ihren schleichenden Untergang und keiner wird je mehr erfahren, was einmal wirklich wie vielen hier geschah. Heute ist dieser Ort ein Mahnmal im wahrsten Sinne dieses Wortes. Es ist kein steinernes Monument mit Inschriften und verwelkten Kränzen am Sockel, an dem man mehr oder minder achtlos vorbeigeht in der lärmigen Hektik einer Großstadt. Es ist authentisch. Die Spuren der Zeit und der Geschehnisse in ihr haften an allem was man hier noch findet. Der Schmutz der Geschichte ist nicht abgewaschen und nichts ist hier blankpoliert. Alles wirklich. Alles wirklich mahnend, dass solche Stätten nie wieder entstehen mögen.


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