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Verfallender jüdischer Friedhof

Heute begeben wir uns mal wieder auf große Fahrt. Es geht weit gen Osten. Ziel ist ein seit Jahrzehnten sich selbst und dem Verfall überlassener jüdischer Friedhof in Schlesien.

Die Fahrt gestaltet sich denkbar unkompliziert. Es ist eben vielmehr eine Frage der Durchschnitts- als der Spitzengeschwindigkeit. Mit einer relativ hohen Ersteren sind wir dann doch gefühlt im Handumdrehen da.

Die Friedhofsmauer ist so hoch und massiv, dass man den Eindruck bekommen könnte, geisterstündliche Ausbruchsversuche sollten dadurch verhindert werden.

Am völlig falschen Ende der riesigen Einfriedung geparkt, müssen wir noch einen relativ langen Fußmarsch auf uns nehmen, bis wir endlich den Eingang finden.

Wir zögern keinen Augenblick und gehen durch das nur angelehnte verwitterte Eingangstürchen neben dem wuchtigen Eingangstor mit einer in seinen Gitterstäben kunstvoll angedeuteten Minora. Der Straßenverkehr auf der unmittelbar angrenzenden, viel befahrenen Hauptstraße ist nur noch als dumpfes Rauschen aus einer weiten Ferne wahrzunehmen. Nach wenigen Schritten erfasst mich das Gefühl, als ob man plötzlich aus der Gegenwart heraustritt in eine längst vergangene Zeit einer lange untergegangenen Welt. Schauder überkommt mich, als mir bewusst wird, dass es ja auch tatsächlich so ist. Die unzähligen Opfer des Naziregimes, deren grausames Schicksal in gar nicht allzu großer Entfernung von hier auf beispiellos unmenschliche Weise besiegelt wurde, sind sicher auch ein Grund dafür, dass sich keiner mehr um die vielen Gräber kümmert - ja eben kümmern kann.

Das Adjektiv "tot" hat in der Sprache keine Steigerungsform. Tatsächlich aber schon! Man muss nur diesen Ort besuchen, um sie zu spüren. Es heißt, dass ein Mensch erst dann wirklich tot ist, wenn sich niemand mehr an ihn erinnert. Hier ist der wirkliche Tod. Er liegt wie ein übergroßer, alles ins endgültige Nichts verschlingender schwarzer Schatten über den teilweise bereits vollends überwucherten und fast bis zum Horizont reichenden Grabreihen.

Wir dringen immer tiefer vor. Trotz der bleiernen Schwere, die die Atmosphäre dieses Ortes hat und die man förmlich auf dem Brustkorb spürt, übersehen wir nicht die Schönheit die es hier auch zu entdecken gibt und auf die wir nicht nur unseren Blick sondern auch die Kamera richten.

"Die Kultur eines Volkes erkennt man daran, wie es mit seinen Toten umgeht", meinte zumindest kein geringerer, als der große Franzose Charles de Gaulle. Gemessen daran ist das jüdische Volk Zweifels ohne eine Hochkultur.

Auch wenn die letzte Bestattung auf diesem Friedhof 1942 stattfand, sind wir in der Zwischenzeit nicht die ersten, die ihn wieder betreten. Denn Jüdische Friedhofsbesucher legen oft einen Stein auf das Grab ihrer Eltern. Auf einigen wenigen Gräbern waren solche Steinauflagen zu finden.

Der Ort führt einem schließlich die unausweichliche Vergänglichkeit von allem und jedem vor Augen. Der Perpendikel unserer Lebensruhr ist gleichzeitig der Spaten, der mit jedem Sekunden-Ausschlag uns das Grab schaufelt - in jedem Moment, immerfort, ohne Chance, diesem Fortgang auch nur einen Wimpernschlag abzuringen.

Alles was uns im Hier und Jetzt so unbedingt wichtig erscheint, ist allermeist ebenso vergänglich. Daran zu denken kann manchmal kein Fehler sein, und helfen, mit mehr Gelassenheit durchs Leben zu gehen.

Tief beeindruckt treten wir den Rückweg an. Wir reden kaum miteinander, sind in unsere Gedanken versunken.

Memento mori!


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