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Altes Gerichtsgebäude im Großraum Chemnitz Teil 1
Für den heutigen Sonntag steht zumindest fest, dass wir reisetechnisch keinen großen Herausforderungen begegnen - es geht ins nahe Chemnitzer Umland. Alles andere ist wie immer mit einer guten Portion Ungewissheit verbunden, was uns an unseren Fototouren immer wieder aufs Neue so reizt. So machen wir uns gemütlich und mit sonntäglicher Bedächtigkeit auf den Weg. "Wir" ist allerdings heute ausnahmsweise mal nicht meine Frau und ich. Heute begleitet mich ausnahmsweise eine liebe gemeinsame Freundin, die sich auf die Kunstfertigkeit der Fotografie mindestens so gut versteht wie ich und die auch diese spannende Location "klar gemacht" hat, die wir heute fotografieren wollen. Nach einer kurzen Fahrt erreichen wir auch schon das kleine Städtchen, in dem es über alte, mit Kopfsteinpflaster überzogene enge Straßen an unser Ziel geht. Wir fahren vor dem großen, einen ganzen Häuserblock umspannenden Bau vor. Trotz der seit Jahren üppig sprießenden Vegetation drumherum ragt das alte Gerichtsgebäude daraus herrschaftlich hervor und bedeutet einem noch heute die alte Weisheit: vor Gericht und auf hoher See ist man in Gottes Hand. Wir durchschreiten das düstere Eingangsportal, in das nur schmale Streiflichter fallen. Sie kommen aus dem mächtigen Treppenhaus und den blinden Glaseinsätzen einer Seitentür, die, wie wir später feststellen, zu einem eingefriedeten und ebenso umwucherten Innenhof führt. Lange dunkle Gänge, gesäumt von spärlich offen stehenden Türen, die nur in leere, dumpf wirkende Räume führen. Im Obergeschoss gelangen wir in den großen Gerichtssaal. Kaum zu glauben - er ist noch teilweise eingerichtet und selbst die großen Stühle auf dem euer Ehren und seine Schöffen seinerzeit Platz genommen haben, sind sauber in Linie aufgereiht. Hier fand also damals die Wahrheitsfindung statt und es wurde Recht gesprochen. So sehr sich die Staats- und Gesellschaftsformen auch immer wieder geändert haben, in denen Gesetze entstanden sind, die Judikative hatte diese selbst nicht zu bewerten, sondern lediglich anzuwenden. So sind hier wohl auch einige Urteile gesprochen worden, die in ihrem Ergebnis nicht unbedingt lebensverlängernde Maßnahmen nach sich zogen. Aber: Judex non calculat! Wir machen uns auf in den Keller. Erwartungsgemäß düster. Die schwere genietete Stahltür zu einem größeren Raum mit Eisengittern vor den Fenstern, lässt stark vermuten, dass hier die Delinquenten inhaftiert waren und warten mussten, bis ihnen der Prozess gemacht wird. Je weiter wir in den Keller vorstoßen, entdecken wir einen über eine schmale Metalltreppe erreichbaren noch tiefer liegenden Raum. Hinabgestiegen in den verliesähnlichen Raum, entdecken wir einen schmalen Gang, der eher an einen Bergwerksschacht erinnert. Es ist stockdunkel. Man schaut in ein schwarzes Loch. Der Lichtkegel der Taschenlampe reicht zwar schon ein paar Meter weit, aber nicht weit genug als dass zu erkennen wäre, wohin der Schacht führt. Einzige Möglichkeit das herauszufinden ist, dem schwarzen Nichts entgegenzugehen. Wir nehmen unseren Mut zusammen und laufen los. Bald ist es hinter uns genauso pechschwarz wie vor uns. Nach einer unangenehmen langen Weile erreichen wir einen schmalen Treppenaufgang. --- Fortsetzung folgt ---